Der Karl Foerster Garten in Potsdam-Bornim ist eine Institution geworden, zu der Gärtner und Nicht-Gärtner, Gartenliebhaber gern pilgern. Er blickt auf eine über 100 jährige Geschichte zurück. Man kann leider kein Jubiläum feiern, weil man nicht genau datieren kann, wann er angelegt wurde. Zur Gründungsgeschichte lässt sich folgendes sagen:
Karl Foerster gründete 1907 seine Staudengärtnerei in Berlin-Westend. 1911, im Erscheinungsjahr seines Erstlingswerkes „Winterharte Blütenstauden und Sträucher der Neuzeit“, verlegte er den Betrieb auf einen zehn Morgen großen, ehemaligen Ackerboden am Raubfang in Bornim. Neben der Gärtnerei erbaute er sein Privathaus, umgab es dann mit unterschiedlich konzipierten Gärten. Diese Gärten entstanden aus praktischen Erfordernissen einer Gärtnerei, die nur mit gesichtetem Pflanzenmaterial arbeitete. Sie dienten für Experimente u. langjährige Beobachtungen der Pflanzensorten, Pflanzenzusammensetzungen aber auch neue Gartenideen. Auch wenn die Grundstruktur von Anfang an festgelegt wurde, müssten die einzelnen Flächen Schritt für Schritt fertiggestellt sein und Veränderungen erfahren haben. Der erste Entwurf wird Willy Lange (1864-1941) zugeschrieben, einen Nachweis gibt es aber nicht.
In seinen Büchern und Zeitschriften Gartenschönheit beschreibt Foerster die hier erprobten Pflanzenkombinationen und veröffentlicht zahlreiche Fotographien. Besonderen Wert legte er dabei auf ein hohes Niveau der Abbildungen und des Drucks. Der Foerster-Garten in Bornim ist der wohl am besten dokumentierte, zugleich aber auch der bedeutendste Staudengarten in Deutschland, der während des gesamten 20. Jhs. kontinuierlich unterhalten und weiterentwickelt wurde. (Kühn, Norbert o. J., Karl Foerster Garten in Bornim/Karl-Foerster-Stiftung)

D: Kleinstaudenrabatten, jetzt Herbstbeet, E: Steingarten, F: Versuchsgarten
1928 gründete Karl Foerster ein Entwurfsbüro, bald darauf kam die Ausführungsabteilung hinzu. Das war der Beginn der langjährigen fruchtbaren Zusammenarbeit mit Hermann Mattern und Herta Hammerbache, aber auch vielen anderen jungen „Gartengestalter“ der Moderne, wie Hermann Göritz, Walter Funcke, Richard Hansen, Gottfried Kühn. Wie Norbert Kühn treffen bemerkt, ist „der Bepflanzungsstil im Garten ist somit auch integrativer Ausdruck dieses ständigen intellektuellen Austausches.“ (a.a.O)
In den 30er Jahren wurde der Senkgarten und Teile des Frühlingswegs durch Hermann Mattern umgestaltet. An der Konzeption wurde nichts Wesentliches verändert, die Böschungen wurden durch Mauern ersetzt. Der winterliche Aspekt wurde durch die Pflanzung von Gehölzen, v.a. Koniferen, verstärkt. In den Senkgarten zogen die neuen Phloxzüchtungen ein. Eine weitere Veränderung geschah durch den Umbau von Hermann Göritz 1960 bis 1961. Die axiale Ausrichtung des Senkgartens wurde verändert, die Treppen wurden zu den Seiten hin verlegt. Die Pergola war schon vorher baufällig und entfernt worden, der Garten wurde jetzt durch eine Buxus-Hecke gefasst.
1982/83 wurde der Senkgarten durch Hermann Göritz und Peter Herling nochmal verändert. Die Axialität der Treppe so wie das alte Wegekonzept wurde wieder hergestellt. (Foerster, M. 2005: 17)
1998 im Rahmen der Bundesgartenschau Potsdam 2001 wurden die Anlagen gründlich saniert. Die im Laufe der Jahrzehnte zu groß gewordene Bäume wurden behutsam gelichtet, da sie Staudenbeete stark verschatteten. Der Senkgarten wurde teilweise erneuert, Herbstbeet und Steingarten komplett.

Karl Foersters Tochter Marianne, selbst eine Garten- und Landschaftsarchitektin, pflegte das Anwesen nach dem Tod der Eltern weiter. Nach der Lehre bei ihrem Vater arbeitete sie lange Zeit in Belgien als Landschaftsarchitektin und kehrte 1990 nach Bornim zurück. Seitdem war sie die gute Seele des Gartens bis zu ihrem Tod 2010. 2005 veröffentliche sie ihr Gartentagebuch „Der Garten meines Vaters Karl Foerster“.
Wolfgang Behr gründete 2001 eine Stiftung zum Erhalt und Pflege des Denkmals in der Obhut der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Später wurde die Stiftung in Marianne-Foerster-Stiftung umbenannt. Marianne vermachtete das Ensemble Haus und Garten der Stiftung.
Seit 2004 beteiligt sich die Deutsche Stiftung Denkmalschutz und Marianne-Foerster- Stiftung an Instandhaltungsmaßnahmen am Garten und Haus. Die untere Etage mit mit Wohnzimmer, Arbeitszimmer und Bibliothek soll der Öffentlichkeit in einem begrenzten Rahmen zugänglich gemacht werden. In einem der Obergeschosse soll ein Arbeitsplatz mit Präsenzbibliothek für Forscher eingerichtet werden.
Die Sanierungsarbeit am und im Haus ist so gut wie abgeschlossen, aber noch nicht offiziell eröffnet.
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Literatur:
Foerster, Karl, 1917: Vom Blütengarten der Zukunft. Das neue Zeitalter des Gartens und das Geheimnis der veredelten winterfestesten Dauerpflanzen. Berlin: Furche-Verlag.
Foerster, M., 2005: Der Garten meines Vaters Karl Foerster. München: Deutsche Verlagas-Anstalt.
Go, Jeong-Hi 2006: Herta Hammerbacher (1900-1985), Virtuosin der Neuen Landschaftlichkeiten. Berlin: Hochschulverlag der TU Berlin.
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