Auf Industrieflächen blühende tausende Stauden
Am Wochenende vom 19. bis 20. Mai 2017 trafen sich das Kuratorium und der Freunde der Karl-Foerster-Stiftung in Weinheim. Der Anlass war die Preisverleihung der Karl-Foerster-Auszeichnung an die Fa. ABB Ladenburg.
Wenn eine Karl-Foerster-Auszeichnung ansteht, lädt das Kuratorium der Stiftung die Freunde und Förderer dazu ein. So ist die Tradition. Die Auszeichnung findet nicht im regelmäßigem Turnus statt. Der Preis wird nur dann vergeben, wenn sich eine Stadt, ein Garten, Gärtner bzw. Projekt hervortut. Jedes Kuratoriumsmitglied schaut sich in jeweiligem Umfeld aufmerksam um.
Seit 2012 die Stadt Kempen ausgezeichnet wurde, sind es fünf Jahre vergangen. In dieser Zeit wurden in der Kuratoriumssitzung immer wieder Vorschläge unterbreitet und diskutiert. 2016 war es dann so weit, dass man sich auf ein Projekt einigen konnte. Die eindrucksvolle Außenanlagegestaltung der Fa. ABB in Ladenburg wurde mehrheitlich als Auszeichnungswürdig befunden. Neben der herausragenden Pflanzenverwendung, spielte die Tatsache bei der Beurteilung eine große Rolle, dass auf Industrieflächen tausende Stauden blühen. Denn die ABB Ladenburg soll Vorbild sein, und die andere Industriegebiete diesem Beispiel folgen. Auf einstig grau und trostlosen ‚Betonpisten‘ spenden heute grüne Bäume Schatten und erblühen zauberhafte Stauden. Das ganze vor dem Hintergrund der nur Funktion getrimmte weiß-blässlichen Industriearchitektur. Die Arbeiter der ABB mögen sich dadurch ihren anstrengenden Arbeitsalltag ein wenig erleichtert und versüßt fühlen.
Schon am Vortragsabend, dem 19. Mai (Fr.) trafen die Kuratoriumsmitglieder und Freunde der Stiftung in Weinheim ein. Weinheim liegt ca. 15 km von Ladenburg entfernt, und deshalb eine willkommene Gelegenheit den Schau- und Sichtungsgarten Hermannshof in Weinheim nochmal zu besuchen. Hermannshof erhielt 2002 ebenfalls die Karl-Foerster-Auszeichnung. Um 18.00 Uhr gab es dann eine einstündige Führung durch den herrlichen Garten. Prof. Cassian Schmidt, der Leiter des Schau- und Sichtungsgartens und Kuratoriumsmitglied der Stiftung übernahm persönlich die Führung. Es hat geregnet. Aber keiner fühlte sich dadurch gestört. Auch wenn unter den ungewöhnlich kalten Vorfrühling die Pflanzen ein wenig gelitten haben, ist und bleibt der Garten als ein besonderer Ort. Die seltene Schirmmagnolie blühte im verborgenen, sibirische Schwertlilien schmiegten sich am Teich, die schwimmenden Seerosen bewundernd. Die herrlichen Alliumkugeln zogen zunächst den Blick des Betrachters zu sich, nur um diesen dann auf das sanfte Grün der Wiese zu lenken.
Nach der Führung begab man sich für das gemütliche Beisammensein zum Restaurant Tafelspitz am Markt. Die Kuratoriumsmitglieder freuten sich besonders darüber, dass auf einmal junge Leute aufgetaucht waren. Sie waren zwar nicht zahlreich vertreten, aber sie waren da. In der Kuratoriumssitzung bekommt man nut selten junge Gesichter zu sehen.
Drei Studentinnen, die am Summerschool teilgenommen hatten, – Johanna Moraweg (Frankfurt/M), Miriam Leistenschneider (Geisenheim), Jeon Hyo-jeong (Essen, Planungsbüro DTP) -, der erste Ulmerpreisträger Casten Meliß waren da. Der junge Mitarbeiter im egapark Erfurt war da, in einem bunt bemalten Bus angefahren. Es gibt im egapark einen Karl-Foerster-Garten, der in den 1960er Jahren angelegt wurde. Er sollte in BUGA 2020 im neuen Glanz erstrahlen.
Es hat den ganzen Tag geregnet. Die Stimmung war jedoch sonnig. So war es dann am nächsten Tag, als man am frühen Nachmittag nach Ladenburg fuhr.


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Corporate Green Space Design der Firma ABB
„Corporate Green Space Design“ – unter diesem Begriff entwickelte ABB im Jahre 2009 in Zusammenarbeit mit den Experten Dipl.-Ing. Bettina Jaugstetter (Freie Landschaftsarchitektin, Weinheim) und Professor Cassian Schmidt (Leiter Schau- und Sichtungsgarten Hermannshof, Weinheim) ein modulares Freiflächenkonzept mit dem Ziel, an einem Industriestandort versiegelte Flächen ökologisch und ästhetisch aufzuwerten, visuelle Identität erlebbar und gleichzeitig die Instandsetzung und den Unterhalt von Freiflächen wirtschaftlich planbar zu machen. Auf wissenschaftlicher Basis wurden spezifische Staudenmischpflanzungen und ein integriertes Pflegemanagement entwickelt, die eine attraktive und wirtschaftlich sinnvolle Bepflanzung von Freiflächen auf den ABB Firmengeländen möglich machen und ganzjährig attraktiv sind. Das Freiflächenkonzept ist Bestandteil der ABB-Nachhaltigkeitsstrategie Green CREM (Green Corporate Real Estate Management), die mittlerweile weltweit im Unternehmen implementiert wird.
Für die Umsetzung des Konzeptes am Pilotstandort Ladenburg im Jahre 2010 erhält ABB von der Karl-Förster-Stiftung einen Preis. Sie würdigt mit der Karl-Förster-Auszeichnung das besondere Engagement von ABB für die Pflanzenverwendung im Firmengrün. (Text: ABB)
Am Samstag, 20. Mai 2017 um 15 Uhr fand auf dem Firmengelände des ABB Standorts Ladenburg, Wallstadter Straße 59, 68526 Ladenburg die Preisverleihung statt .
In Anwesenheit von Vertretern der Karl-Förster-Stiftung, der Stadt Ladenburg, der Metropolregion Rhein-Neckar, der Projektbeteiligten, verschiedener Verbände sowie von Vertretern von ABB und anderen Firmen wurde der Preis verliehen. Anschließend wurden die Pflanzungen auf dem ABB-Gelände bis ca. 18.00 Uhr präsentiert, die Landschaftsarchitektin Bettina Jaugstetter führte das Publikum persönlich durch das Gelände.
Literatur:
- Bettina Jaugstetter: „Corporate Green Space Design“, in: Stadt u. Grün 01/2014
- Bettina Jaugstetter: „Grün und Bunt statt grau & trist“, in: Gartenpraxis 08/2015