Edwin Fischer (1886-1960)

…., da sagt der hellsichtige Weise von Lambarene: „Hört euch Edwin Fischer an, wenn er Bach spielt, flammt da nicht abemals der Dornbusch auf? Dieser Bergstrom seiner schweizerischen Heimat – wer so das 5. Brandenburgische Konzert spielt und dirigiert zugleich, der hat Bachs Geist tausendmal mehr begriffen, als alle jene Schriftgelehrten unserer Tage, denen Bach eine mathematisch zu lösende Formel bedeutet.“ Nein, so leicht, nur mit des Verstandes Kräften sind die Verlautbarungen der großen Propheten in allen Zeiten nicht zu begreifen. Bach war, wie es unser gemeinsamer Freund, der Erzbischof von Upsala, Nathan Söderblom, einmal aussprach: Der fünfte Evangelist. Und Edwin Fischer war einer seiner treuesten Apostel. (Wilhelm Kempff: Freunde und Schüler. In; Dank an Edwin Fischer hg. Von Hogo Haid, Wiesbaden 1977)


Beruf:  Pianist, Dirigent, Komponist

Geb. am  6. Oktober 1886 in Basel
   am 24. Januar 1960 in Zürich

Nachlass

Inhalt des Nachlasses Zentral- u. Hochschulbibliothek Luzern, Schweiz

Zuständige Person:

Herr Paul Hess
Sempacherstr. 10
CH-6002 Luzern

Tel.: 0041/41/228 53 12
Fax: 0041/41/210 82 55 Verwaltung / Administration
Fax: 0041/41/210 62 55 Ausleihe, Fernleihe, Erwerbung
E-Mail: info@zhbluzern.ch

Nachlaß Edwin Fischer

1. Bücher
2. Musikalien
3. Schallplatten
4. Materialien zu Konzerte, Lehrtätigkeit
5. Korrespondenz, Bildmaterial, Private Aufzeichnungen u. a.

Ansprechpartner:

Edwin-Fischer-Stiftung
Dr. Kaspar Lang, Präsident
Metzgerrainle 9
6004 Luzern
E-Mail: kasparlang@bluewin.ch

Lebensdaten:

Edwin Fischer wird am 6. Oktober als einziger Sohn einer Musikerfamilie in Basel geboren. Bei Hans Huber studiert er von 1896-1904 am Baseler Konservatorium (jetzt Musik Akademie Basel) Klavier.

Wegen dem frühen Tod ihres Mannes nimmt die Mutter die Erziehung des Sohnes in die Hand. Nach dem Umzug mit seiner Mutter nach Berlin studiert Edwin Fischer ein Jahr lang bei Martin Krause am Sternschen Konservatorium weiter. Darauf unterrichtet er selber bis 1914 am Konservatorium. Im selben Jahr wird Edwin Fischer Leiter der Sommerkurse am Musikinstitut für Ausländer und gelangt so zu internationalem Ruf. In diesen Jahren beginnt auch seine rege Konzerttätigkeit in Europa. 1919 heiratet er Elenore Mendelssohn, von der er sich 1925 wieder trennt.

Von 1926 bis 1928 dirigiert er den Lübecker Musikverein und von 1928 bis 1932 den Münchner Bachverein. Dann gründet er das Edwin Fischer Kammerorchester.

Der Berliner Musikhochschule steht er seit 1931 in der Nachfolge von Arthur Schnabel als Leiter vor. Seit 1936 leitet Edwin Fischer die Kurse an der Akademie für Tonkunst in München. Er kehrt 1942 in die Schweiz zurück und läßt sich in Hertenstein nieder. Dort gründet er mit Georg Kuhlenkampff (ab 1948 mit Wolfgang Schneiderhan) und Enrico Mainardi ein zu Weltruhm gelangendes Trio.

Von 1945-1958 leitet Edwin Fischer die Meisterkurse in Luzern. 1928 verleiht ihm die Universität Köln und 1956 die Universität Basel den Ehrendoktor.

Edwin Fischer gründet die Stiftung Künstlerhilfe Luzern, die nach seinem Tod in die Edwin Fischer Stiftung übergeht. Durch einen Schlaganfall im Jahre 1954 muß er seine Konzerttätigkeit stark einschränken Am 24. Januar 1960 stirbt Edwin Fischer im Alte von 74 Jahren nach langer Krankheit im Spital in Zürich.

Edwin Fischer zählt zu den herausragendsten Pianisten des 20. Jahrhunderts. Als einer der ersten pflegte er die Musik des 18. Jhs und nahm die Tradition, Mozart- und Bachkonzerte vom Flügel aus zu leiten, wieder auf. Fischer spielte als erster das wohltemperierte Klavier von Bach geschlossen ein. Seine Interpretation zeichneten sich durch werktreue und tiefgründige Gestaltung aus. Seine Mozart-, Bach-, Beethoven- und Brahmsinterpretationen waren wegweisend. Große Verdienste erwarb er sich als Klavierpädagoge, Dirigent und Kammermusiker. Sein Wirken stellte er unter das Motto:

Nur noch Medium nur noch Mittler sein zwischen dem Göttlichen, dem Ewigen und den Menschen.

Publikationen:

1943
JOHANN SEBASTIAN BACH. EINE STUDIE. In der Weiß-Antiqua auf Ingres-Bütten gedruckt. Offizin Eduard Stichnote. Potsdam – dasselbe. Bern, Alfred Scherz-Verlag o.J.

1949
MUSIKALISCHE BETRACHTUNGEN. 68 Seiten, Wiesbaden, Insel-Verlag

1956
BEETHOVENS KLAVIERSONATEN. EIN BEGLEITER FÜR STUDIERENDE UND LIEBHABER. Mit 8 –Bildtafeln und 31 Notenbeispielen. 114 Seiten. Wiesbaden, Insel-Verlag

1960
VON DEN AUFGABEN DES MUSIKERS. 52 Seiten, Wiesbaden, Insel-Verlag

Literatur:

HAID, HUGO (Hrsg.): Dank an Edwin Fischer. Wiesbaden, Brockhaus 1962

GAVOTY BERNARD / HAUERT, ROGER: Edwin Fischer. Genf, Kister 1955 (Die großen Interpreten ; 9)

SMITH, OLSEN: Edwin Fischer. A Discography, Copenhagen. Danmarks Bibliotheksskole 1974

SMITHSON, ROGER: The recordings of Edwin Fischer. London (Eigenverlag) 1990

ABENDROTH, WALTER: Edwin Fischer. In: Musika, X (1956), S. 711 ff.

BRENDEL, ALFRED: Edwin Fischer. In: OEMZ, XV (1960), S. 158f.

DATYNER, HARRY: Hommage à Edwin Fischer

EHINGER, HANS: Edwin Fischer (1886 – 1960). Sonderabdruck aus dem Baseler Stadtbuch 1961, S. 274 f.

SELVINI, MICHELE: Disco-natrografia. In: Musica, No. 19 (Dezember 1980), S. 370 f.

TOBLER, ERNST: Edwin Fischer. In: SMZ, (1960), Nr. 1, S. 101 f.

WERBA, ERIK: Bruno Walter und Edwin Fischer ad honorem. In: OEMZ, XI (1956), S. 250

Kompositionen:

1916-1938
MOZARTINA (für Klavier zweihändig).
Berlin, Ries & Erler

1919
VIER LIEDER.
Op. 1 für eine Singstimme und Klavier. Mainz, Verlag B. Schotts Söhne

1927
SONATINE C-DUR (für Klavier zweihändig)
Berlin, Ries & Erler

1938
DAS DONNERWETTER
(Contretanz) für Kammerorchester (2 Oboen, 2 Hörner, 2 Trompeten, Pauken, Streichquintett).
Berlin, Ries & Erler

1946
KADENZEN ZU DREI KLAVIERKONZERTEN
Von Ludwig van Beethoven.
Mainz, Verlag B. Schotts Söhne

1958
KADENZEN ZU SIEBEN KLAVIERKONZERTEN
Von Wolfgang Amadeus Mozart.
Mainz, Verlag B. Schotts Söhne

Bearbeitungen:

1954-1955
JOHANN SEBASTIAN BACH:

  • Chromatische Phantasie und Fuge d-Moll (für Klavier zweihändig)
  • Englische Suiten, cpl. I/II (für Klavier zweihändig)
  • Französische Suiten (für Klavier zweihändig)
  • 15 zweistimmige Inventionen (für Klavier zweihändig)
  • 15 Sinfonien (dreistimmige Inventionen für Klavier zweihändig)
  • Italianisches Konzert F-Dur (für Klavier zweihändig).
  • Kleine Präludien (für Klavier zweihändig).
  • Konzert d-Moll (für zwei Klaviere).
  • Konzert E-Dur (für zwei Klaviere).
  • Konzert A-Dur (für zwei Klaviere).
  • Konzert f-Moll (für zwei Klaviere),

Frankfurt, Edition Wilhelm Hansen

1952
LUDWIG VAN BEETHOVEN

Sonaten für Violine und Klavier. Zusammen mit Georg Kulenkampff. 2 Bd. Mailand, G. Ricordi u. Co.

1959
WOLFGANG AMADEUS MOZART

Konzerte für zwei Klaviere zu vier Händen, hg. Von Edwin Fischer und Kurt Soldau. D. F. Peters, Frankfurt a. M./London/New York
Fantasie f-moll für eine Orgelwalze KV 608. Für Streichorchester bearbeitet. Heinrichshofens Verlag, Wilhelmshaven

Edwin-Fischer -Stiftung:

Die Edwin Fischer Stiftung fördert junge, minderbemittelte Künstler und ermöglicht ihnen ein erstes öffentliches Auftreten. Jedes Jahr wird der Edwin Fischer Preis an besonders begabte und förderungswürdige Personen verliehen. Diese Stiftung gründete Edwin Fischer 1945 unter dem Namen Stiftung Künstlerhilfe. Nach seinem Tod ging sie in die Edwin Fischer Stiftung über. Die Edwin Fischer Stiftung erklärte sich dazu bereit, Studenten zu bezahlen, die am Nachlaß Fischer arbeiten. So nahm Herr Stocker in den 80er Jahren die Grobordnung des Nachlasses vor.

Quelle:

HUGO HAID (Hrsg.): Dank an Edwin Fischer, 5. Aufl., Brockhaus, Wiesbaden 1977

BIOGRAPHISCHES HANDBUCH der duetschsprachigen Emigration nach 1933. Vol. 2. 1983

ZENTRAL- UND HOCHSCHULBIBLIOTHEK LUZERN, Sondersammlung Musik

Weblinks:


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