Karl Foerster Garten im Tierpark Berlin

„Wir werden bunte Vögel mit der Farbigkeit der Foersterschen Blumenkinder zusammkomponieren, um den vielen Millionen Tierparkbesuchern so das Schaffen Dr. Karl Foersters vor Augen zu führen.“
Heinrich Dathe, der ehm. Direktor des Tierpark Berlin 1964 zum 90. Geburtstag Karl Foersters

IMG_K.F.G_Tierpark Berllin_2017 (61)Im Berlin-Friedrichsfelde gibt es einen ‚versteckten‘ Karl-Foerster-Garten. Mir ist unklar, warum dieses wunderbare Kleinod vom breiten Publikum unerkannt geblieben ist. Ich selbst habe ihn durch Zufall entdeckt.

Im Herbst 2006 habe ich den Tierpark in Friedrichsfelde Berlin besucht, um den kleinen barocken Schlossgarten und die Parkanlage von Peter Joseph Lenné zu bewundern. Die Besichtigung des Schlossgartens war schnell erledigt. Die ausgedehnte, schöne Parkanlage mit scheinbar frei laufenden Tieren war für mich eine absolute Überraschung. Ich unternahm in aller Ruhe einen Rundgang durch den Park, und plötzlich befand ich mich in einem dicht bewachsenen Staudengarten ganz nach dem Bornimer Stil. Meine Überraschung wurde perfekt, als ich eine Stele mit dem wohlbekannten Kopf darauf entdeckte. Ja, Karl-Foersters Kopf. Ich machte einige Aufnahmen, da ging aber der Akku der Kamera aus.


Später, als ich 2012 das Buch „Ein Garten der Erinnerung“ übersetzte, fiel mir ein sehr interessanter Artikel von Dr. Heinrich Dathe darin auf. Er war der Begründer und langjährige Direktor des Tierparks Berlin und ein Bewunderer Karl Foersters. 1964 veröffentlichte er zum 90. Geburtstag Foersters einen Artikel, in dem er berichtete, wie es zur Entstehung des Gartens kam. Ein Auszug aus dem Artikel ist im Buch gedruckt. Ich zitiere;

Berliner Tierpark, Prof. Dathe mit Kragenbär
Dr. Heinrich Dathe, Begründer des Tierparks und Bewunderer Foersters. ©Bundesarchiv, Bild 183-82785-0001 / CC-BY-SA 3.0

„Kurze Zeit, nachdem ich begonnen hatte, in Berlin den Tierpark aufzubauen, wurde ich von meinen Mitarbeitern gedrängt, einmal nach Bornim zu fahren, um Dr. h.c. Foerster mitten unter seinen Blumen, seinen Stauden zu besuchen. Voller Erwartung fuhren wir hinaus, und wir waren so beeindruckt von Mensch und Werk, dass wir seither alljährlich zu ihm wallfahrteten, wie die Moslems nach Mekka.
(….)
Nicht lange nach der Eröffnung des Tierparks zeichnete uns Dr. Foerster durch seinen Besuch aus, und wenig später keimte in ihm die Idee auf, bei uns einen Stauden- und Sichtungsgarten [Schau- u. Sichtungsgarten] – von uns nun seit langem im dienstlichen Sprachgebrauch „Foerstergarten“ genannt – einzurichten. Seit einigen Jahren planen wir daran, und wir hoffen, dass wir bald diesen Lieblingswunsch unseres Jubilars in die Tat umsetzen können. (S. 398)“

Zehn Jahre später war es dann so weit. 1974 wurde der „Foerstergarten“ eröffnet. Auf einer Fläche von ca. 5.000 qm erstreckt, liegt er im westlichen Teil des Tierparks.

Die Gartenarchitektin Editha Bendig begann 1962 mit dem Entwurf, arbeitete eng mit Karl Foerster zusammen. Ursprünglich sollte der Garten doppelt so groß werden, wie die Fläche des Gartens heute tatsächlich beträgt. Entlang der schon vorhandenen Fasanerie sollte sich ein Schau- und Sichtungsgarten in westlicher Richtung erstrecken. Dort würden sämtliche Neuerungen und spezielle Sorten von Stauden wie Astern, Helianthus, Phlox und Delphinium verwendet und dem Besucher vorgestellt werden. Faktisch eröffnete der Garten erst 1974 auf dem heutigen Territorium. (Kosel 2009,; 10)

Der Garten wurde dann nicht mehr als Schau- und Sichtungsgarten, sondern Karl-Foerster-Garten eröffnet. Ob man die Idee eines Schau- und Sichtungsgartens verworfen hat, läßt sich nicht mehr feststellen.

Eine Bachelorarbeit zur Umgestaltung des Karl Foerster Gartens im Tierpark von Katharina Kosel an der Hochschule Neubrandenburg liegt seit 2009 vor.


Nachtrag 1: Oktober-Bilder

Im Oktober dieses Jahres war ich wieder im Tierpark. Er war voll mit Familien mit kleinen Kindern. Klar, er ist ja ein Tierpark. Die Luft war ganz erfüllt von den klangvollen Stimmen der entzückten Kinder. Der Karl-Foerster-Garten ist inzwischen noch wilder geworden. Die Voliere gibt es noch, sie waren, Gott sei dank, noch bewohnt. Ich konnte einen wunderhübschen aber mir unbekannten Vogel im edlen samtig roten Kleid mit einer goldgelben Haube ausmachen. Die Stimmung des Gartens war seltsam melancholisch. Vielleicht weil es Herbst war? Das kann sein. Weil er so verwildert war? Das kann auch sein.

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